Projektarbeit

Die Bearbeitung von komplexen Aufgaben wird sowohl auf nahezu allen Lernfeldern als auch in der beruflichen Anwendung in Projekten organisiert und durchgeführt.

Projekte weisen spezifische Kriterien auf:

  • definierte Problemstellungen
  • definierte Ziele und Erwartungen
  • definierte Befristung und Aufwand
  • begrenzter Ressourcen (personell, sachlich, fachlich)
  • Teamarbeit

Projekte werden also aufgrund definierter Zielsetzungen realisiert, indem die aus den Zielen abgeleiteten Problemstellungen im Team bewältigt werden. Die Durchführung erfordert nicht genau vorher bestimmbare Tätigkeiten und Problemlösungen.

Die meisten der zur Anwendung kommenden Methoden stellen akademische und berufliche Kernkompetenzen dar: Wie beispielsweise Konzeption und Realisation von wissenschaftlichen Fragestellungen, anwendungsorientierte Fragestellungen entwickeln oder eigenständige kreative und strukturierte Tätigkeiten im Team durchführen und organisieren. Darüberhinaus verlangen Projektarbeiten die Anwendung und Optimierung übergeordnete Kompetenzen im kommunikativen und sozialen Bereich.

Lernziele

  • Sie verstehen die Bedeutung der Entwicklung einer klaren Zielsetzung und Fragestellung in einer Projektarbeit/Studie
  • Sie sind in der Lage aus Ihrer Motivation eine klar umrissene Zielsetzung abzuleiten
  • Sie können für Ihne Zielsetzung konzeptionelle Lösungswege formulieren
  • Sie sind in der Lage teamorientiert zu arbeiten und können ihr Projekt eigenverantwortlich strukturieren, durchführen und adäquat kommunizieren

Folien

Zielsetzung – oder was will ich warum machen?

Zu Beginn eines Projekts steht immer die Entwicklung einer Fragestellung und zu Beginn dieses Prozesses muss eine Frage oder eine Problemstellung stehen. Um zu einer Fragestellung oder einem Projektarbeitsthema zu gelangen, bestehen neben grundständiger Neugierde natürlich viele Möglichkeiten. Die vielleicht wichtigsten sind:

  • Ein vorgegebenes Thema zu wählen
  • Ein eigenes Thema zu entwickeln
  • Die Mischung aus beiden Varianten

Natürlich gibt es Vor- und Nachteile bei allen drei Varianten (Bänsch 1999). Es ist absolut gerechtfertigt und sinnvoll die eigenen Interessen und Fähigkeiten bei der Wahl eines Themas zu integrieren. Nach (Backhaus et al. 2008), z.B.:

  • Was kann ich besonders gut?
  • Habe ich eher praktische oder theoretische Interessen?
  • Will ich eher wissenschaftlich oder anwendungsorientiert arbeiten?
  • Welches Berufsfeld interessiert mich?
  • Brauche ich umfangreiche Betreuung oder bin ich lieber auf mich allein gestellt?

Wählen Sie ein Thema für das Sie Interessen und Stärken entwickeln und dass Sie in der festgelegten Zeitspanne nach realistischer Einschätzung erfolgreich bearbeiten können. Sobald Sie eine Thematik eingegrenzt haben, sollten Sie sich um die Entwicklung einer Problemstellung bzw. Fragestellung kümmern. Projekte können der Lösung von Problemstellungen dienen oder auch rein erkenntnisorientiert sein. Allerdings soll im Rahmen dieses Kurses die Fragestellung auf GIS-geleitete Generierung von Wissen oder Erkenntnis fokussieren.

Bedenken Sie, die Entwicklung einer belastbaren Fragestellung gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben die Sie im Rahmen ihrer Ausbildung erlernen. Ohne eine klare und begrenzte Fragestellung besteht die Gefahr der völligen Beliebigkeit und Orientierungslosigkeit während Ihres Schaffensprozesses. Nehmen Sie sich die Muße alleine und in Ihrer Gruppe iterativ eine verständliche und von allen getragene und verstandene Fragestellung zu entwickeln. Dieser Prozess geht eng einher mit der Analyse der verfügbaren Daten und Methoden. Fast immer sind gute Fragestellungen erst nach längerer Beschäftigung mit der Thematik und häufiger Umarbeitung formulierbar. Die Entwicklung einer Thematik hin zu einer belastbaren Fragestellung kann in den folgenden Schritten ablaufen:

  • Formulierung einer Problemstellung/Motivationslage – Sie soll verdeutlichen, dass sich die Arbeit einer interessanten Fragestellung oder Problematik widmet, die eine wissenschaftliche Bearbeitung sinnvoll, wünschenswert aber vor allem interessant erscheinen lässt
  • Entwicklung der leitenden Fragestellung bzw. des konzeptionellen Gerüstes – Was soll die Studie untersuchen? Diese zielführende Fragestellung muss in der Regel in Unterfragen oder Thesen differenziert werden. Sie sollte strukturiert und nicht zu breit oder allgemein gewählt werden
  • Ausarbeitung und Formulierung des Ziels der Arbeit bzw. der Arbeitshypothesen: Die Zielsetzung der Arbeit lässt sich nach der Aufarbeitung des Kenntnisstandes präziser eingrenzen. Die Formulierung von Arbeitshypothesen (was kann erwartet werden, was ist nachzuweisen?) ist ein essentielles Resultat dieses Prozesses.

Ohne eine klare Fragestellung und Zielsetzung kann keine klare Antwort und kein Ziel erreicht werden*</note>

Es gibt auch weniger wissenschaftsfokussierte Inhalte, die bei der Entwicklung einer Fragestellung zu berücksichtigen sind. Nicht nur der Zweck und die Zielsetzung sondern auch die Adressaten sind von erheblicher Bedeutung für die Entwicklung Ihrer Thematik. Es muss schon in der Fragestellung differenziert werden ob sie ein “Produkt” für z.B. Ausbildung, Information, Edutainment, Erkenntnisgewinn oder Verkauf auf einem existierenden Markt entwickeln wollen.

Das Exposé als Mittel zur Entwicklung einer Projektarbeit

Im Zentrum der Startphase jedes Projekts steht die Erstellung eines schriftlichen Exposés (auch Projekthandbuch, Lasten-/Pflichtenheft, Förderantrag etc.). Dieses Schriftstück konkretisiert die Projektidee indem es neben dem Motivationsrahmen die Fragestellung und Zielsetzung formuliert und auf der Grundlage des vorhandenen Wissens (Stand der Forschung, verfügbare Methoden) den geplanten Lösungsweg formuliert.

Im Rahmen von kreativen Schaffensprozessen, die einer gewissen Struktur folgen ist die Anfertigungen eines sogenanntes Exposés ein erprobtes Mittel. In einem Exposé wird die Fragestellung entwickelt und in eine nachvollziehbare Form gebracht. Es dient einer Gruppe als Grundlage zur Diskussion und als Richtlinie für die spätere Bearbeitung des Projekts. Die nachfolgende Struktur soll als Leitlinie zur Entwicklung eines maximal zweiseitigen Exposés dienen. Ein solches Exposé kann, zerlegt in einzelne Arbeitspakete, als Projektplan aufgefasst werden, der wiederum als komprimierter Leitfaden für die Konzeption und Vorgehensweise bei der Entwicklung wissenschaftlicher/planerischer Fragestellungen gedacht ist.

Schrittweise Entwicklung eines Exposés

Die Entwicklung der Thematik beinhaltet eine konzentrierte und aufwändige Beschäftigung mit den bereits unter Zielsetzung genannten Inhalten:

  • Entwicklung einer Problemstellung
  • Ableitung einer leitenden Fragestellung bzw. eines konzeptionellen Gerüstes
  • Formulierung des Ziels der Arbeit bzw. der Arbeitshypothesen
  • Die Bearbeitung und Entwicklung der Thematik ist eng gekoppelt an die Aufarbeitung der Quellenlage bzw. des Forschungsstandes und der Berücksichtigung bzw. Integration der theoretischen / rechtlichen / technischen Grundlagen. Es ist wichtig, sowohl auf die Paradigmen, wie auf den theoretischen Kontext hinzuweisen, die der Arbeit zugrunde liegen. Im Rahmen einer praktischen Arbeit wird dies in der Regel durch Verordnungen, Gesetze, technische Blätter bzw. Auschreibungstexte und Lastenhefte geregelt. Diese haben bindenden Charakter und müssen berücksichtigt (=gekannt und zitiert werden). Dies ist sowohl eine Grundlage zur Ableitung der Hypothese dient aber auch der Dokumentation und Offenlegung der Quellen. Weiterhin ist es notwendig neben den Grundlagen auch den aktuellen Stand der Forschung/Anwendung zu erfassen um ein adäquates (=zeitgemäßes und valides) Resultat zu erzielen.
  • Arbeitskonzeption, methodischer Ablauf: Aufgrund der unter Punkt 1 festgelegten Arbeitsziele und der unter Punkt 2 identifizierten Rahmenbedingungen ist eine Arbeitskonzeption zu entwicklen. Der (potentielle) Arbeitsablauf und das methodische Vorgehen sollten kurz beschrieben, nach Möglichkeit in einer Grafik (Fließdiagramm) als Orientierungshilfe dargestellt werden.
  • Methodisches Vorgehen: Das gewählte methodische Konzept ist zu erläutern. Die Durchführung der Berechnungen, Statistische Ansätze und die Auswertungen etc. sind knapp darzustellen.
  • Zusammenfassung der erwarteten Ergebnisse - Ergebnisse werden erst am Schluss der Bearbeitung erwartet, dennoch ist es sehr hilfreich kurz zu artikulieren, was der Bearbeiter als Ergebnis erwartet.
  • Überprüfung der Machbarkeit und Festlegung eines Zeitplans – Der verfügbare Zeitraum ist ein knappes Gut. Daher ist die Erstellung eines „Projektplans“ sehr hilfreich um den Zeitbedarf und Fortschritt der einzelnen Arbeitsschritte abzuschätzen zu können. Auf jeden Fall sollte aus dem Exposé hervorgehen, dass die geplanten Arbeitsschritte mit den verfügbaren Ressourcen machbar sind. Dieser Plan gehört nicht in die Ausarbeitung der Endergebnisse.

Das Exposé soll einen klar entwickelten und kommunizierten Gedankengang bezüglich der Ziele und Vorgehensweisen sowie erwarteten Ergebnisse des geplanten Projektes für Dritte nachvollziehbar machen.

Zum besseren Verständnis (jedoch nicht als Vorlage) sei Ihnen für wissenschaftliche Fragestellungen insbesondere die Seiten drei bis fünf der Vorlage zur Beantragung von Forschungsförderung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) empfohlen.

Beispiel Expose

Der Marburger Uniwald – Lebensraum für die Wildkatze?

Eine räumliche Analyse ausgesuchter naturräumlicher Parameter zur Bestimmung des Lebensraumpotenzials der Wildkatze in Nordhessen

Name Matrikelnummer

Einleitung

Die ursprüngliche Verbreitung der Wildkatze in Mitteleuropa lässt vermuten dass sie grundsätzlich überall einen geeigneten Lebensraum finden könnte. Es gibt allerdings einige ökologische Grössen wie Schnee, Zerschneidung des Naturraums etc. die eine Einschränkung der Verbreitung bewirken können (Hinz und Kunz 2099, Brehms Tiermärchen 2011). Eine wichtige Voraussetzung für die Ausbreitung sind Wanderkorridore zwischen bereits existierendem Besatz und unbesetzten Gebieten. Vornehmlich entlang von von Bäumen, Sträuchern und Hecken erschließt sich die Wildkatze neue Lebensräume (Peterchen Mondfahrt 2088). Zielsetzung Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage ob Nordhessen geeignete potenzielle Wanderwege und Habitate für die Wildkatze aufweist. Zur Untersuchung dieser Frage werden folgende Arbeitsthesen aufgestellt:

  1. Es existieren ausreichend große und attraktive potenzielle Wildkatzenhabitate
  2. Es können geeignete und Korridore und weniger problematische Zonen für die Wanderungsstrategie identifiziert werden
  3. Im Gebiet des Uniwaldes ist eine positive potenzielle naturräumliche Ausstattung und geeignete Zuwanderungskorridore zu erwarten.

Daten und Methoden

Als Datengrundlage werden CORINE (mydatenquelle 2018) für die Lannutzungstrukturen und folgende weitere Datensätze für X Y (Quelle1 2018, …) verwendet. Die Datenauswertung findet in QGIS 3.x statt. Beschreibung der Vorgehensweise und Methoden ( Hinz und Kunz 2099, Brehms Tiermärchen Band 2 2011 )

Ergebnisse

Auf Abbildung 1 ist gut zu erkennen … Es ist ersichtlich dass…

Diskussion

Die Arbeitsthese 1 konnte wie in Abildung 1 ersichtlich ist positiv nachgewiesen werden ….

Literatur

Hinz und Kunz (2099): Die Katze und er Rest der Welt. In: Weaver, D.B., Backman, K.F., Cater, E. (3000): The encyclopedia of wildcats. CABI Publishing, Wallingford, UK. …